Rudelzhausen.info - ehem. Lokalbahn
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Mit der Bahn in die weite Welt
Kaum zu glauben, aber es war einmal möglich: mit der Bahn zum Oktoberfest! Oder mit dem Zug mit rauchender Dampflok zum Gallimarkt nach Mainburg! Oder als Fahrschüler mit dem Schienenbus nach Freising ins Gymnasium!
 
 
Der Streckenplan der ehemaligen Hallertauer Lokalbahn
Aus ACADEMIC, https://deacademic.com/pictures/dewiki/72/Hallertauerlokalbahn.png
 
Im Kapitel B301 ist nachzulesen, in welch schlechtem Zustand über Jahrhunderte die heutige Bundesstraße, aber auch die anderen regionalen Verbindungswege waren. Verständlich, dass Ende des 19. Jahrhunderts die Rufe nach einer ordentlichen Verbindung zu den umgebenden Regionen immer lauter wurden.
 
So wurde im Lokalbahngesetz vom 26. Mai 1892 beschlossen, eine Bahnstrecke von Wolnzach Bahnhof (heute Rohrbach) nach Mainburg zu bauen. Schon im Dezember 1895 verkehrten die ersten Züge. Interessanterweise war die Station in Enzelhausen dabei nach dem rund 3,5 km entfernten Markt Au benannt. Dies hatten sich die Auer mit 10.000 Mark Zuschuss erkauft.
 
Bahnhof Mainburg wenige Jahre nach der Eröffnung der Bahnstrecke - 1902
 
Um aus der Hallertau auch eine Verbindung nach Freising zu ermöglichen und damit an die Bahnlinie Landshut - München angebunden zu sein, wurde im August 1907 mit dem Bau der Strecke von Langenbach nach Enzelhausen begonnen. Eröffnet wurde die Zweigstrecke im Mai 1909. Au lag somit selber an der Bahnstrecke und erhielt einen eigenen ortsnahen Bahnhof.
 
 
Unsere Bahnhöfe
Bahnstation Enzelhausen oben 1937 - unten 1956
  
 
Der stattliche Bahnhof Enzelhausen war Bahnknotenpunkt mit Verbindungen in drei Richtungen. Im Bahnhofsbereich waren die Gleisanlagen so ausgebaut, dass die Lokomotive umgehängt werden konnte, wenn der Zug von Mainburg kommend Richtung Langenbach fuhr oder umgekehrt.
 
Die Bauern konnten schlachtreife Schweine in Waggons verladen mit dem Ziel Münchner Schlachthöfe.
Vor der Hopfenernte wurde Kohle für die Hopfendarren geliefert und von den Hopfenbauern abgeholt. Dafür gab es extra eine Wiegeanlage im hinteren Bereich des Bahnhofs.
Im Bahnhof war ein Warteraum und ein Kundenschalter. Hier gab es Fahrplanauskünfte und Fahrkarten, z. B. auch Monatskarten.
 
 
Die Haltestelle Rudelzhausen war eine sogenannte Bedarfshaltestelle, bei der man sich dem annähernden Zug bemerkbar machen musste.
Die Haltestelle lag an der Haimerlstraße in Kirchdorf. Wenn man vom Bauerwirt her kam, vor dem heute noch erkennbaren Bahnübergang rechts. Mittlerweile ist die Stelle überbaut.
 
Die Fahrt von Rudelzhausen nach Mainburg kostete in den 50er-Jahren 60 Pfennige.
 
 
Auf dieser Ansichtskarte ist die Hallertauer Lokalbahn verewigt (grüner Pfeil). Sie fährt gerade auf das kleine Wartehäuschen der Haltestelle Rudelzhausen zu (roter Pfeil).
 
Entstehungszeit der Ansichtskarte: Nach der Abensbegradigung (1926/27) und vor der Verlängerung der Pfarrkirche (1936).
 
 
Auch eine Haltestelle Berg ist überliefert. Im Hintergrund zu sehen das steinerne Wartehäuschen. Dazu eine Verladestation für den nahen Bentonitabbau auf einem Nebengleis, an der vom Lastwagen aus das Ladegut in die Waggons gekippt wurde.
Foto von einem modellhaften Nachbau von Manfred Lohr
 
 
Rund 100 Jahre Bahngeschichte
Bis 1953 wurden die Züge von Dampflokomotiven gezogen. Danach stellte die Deutsche Bundesbahn im Personenverkehr auf Dieseltriebwagen und Schienenbusse um.
 
Die Fahrt von Rudelzhausen über Langenbach nach Freising dauerte damit 1 1/4 Stunden.
 
In den 60er-Jahren sanken wegen der fortschreitenden Automobilisierung die Fahrgastzahlen und die Schienenbusse verkehrten zunehmend ohne Anhänger.
 
Seit 1965 wurden an den Wochenenden die ersten Bahnbusse auf der Straße eingesetzt. Es dauerte dann nur vier Jahre, bis es 1969 zur Einstellung des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke kam.
 
Im Güterverkehr wurden die alten Dampfloks ab den 60er-Jahren durch Diesellokomotiven ersetzt. Die Güterzüge waren noch bis etwa Anfang der 90er-Jahre gut ausgelastet, aber 1995 erfolgte dann auch die Einstellung des Güterverkehrs.
 
 
Und heute?
Teile der ehemaligen Bahntrasse wurden in unserer Gemeinde zur Erstellung von Radwegen genutzt. Das hat die Planungen dafür wesentlich erleichtert.
 
So verläuft der Radweg von Enzelhausen nach Au durchwegs auf dem ursprünglichen Bahndamm.
 
Auch von Rudelzhausen bis zum Übergang über die B301 in Puttenhausen verhält es sich so.
 
Und hier beginnt hinter dem Bahnhofsgelände der Radweg Richtung Wolnzach und verläuft bis zur ehemaligen Haltestelle Berg auf dem Schienenweg.
 
Leider ist der ehemalige Bahntrassengrund zwischen Berg und Hüll in privatem Besitz und der Radweg musste unterbrochen werden.
 
 
Das Areal des Bahnhofs Enzelhausen kam nach der Einstellung des Betriebs in private Hände. Das Bahnhofsgebäude wurde renoviert, die Gleisanlagen in der unmittelbaren Umgebung blieben erhalten, und der Besitzer kaufte nach und nach alte Lokomotiven, Triebwagen und Waggons auf.
 
Also fast eine Art Eisenbahnmuseum.
 
 
Beinahe wie früher: Der Bahnübergang zwischen Maierwirt und Bahnhof. Rechts der Strang nach Langenbach, links die Strecke Richtung Mainburg, die bis kurz vor Kirchdorf noch erhalten ist und gelegentlich für nostalgische Sonderfahrten dient.
 
Version: Aug 2023
 
 
 
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