Die Ursprünge
Die geschichtliche Reise beginnt mit einem Rätsel. Die in der Eingangsseite beschriebene Chronik von Pfarrer Josef Hauser zeigt auf den ersten Seiten das obige Bild. Eine historische Grafik unbekannter Herkunft, die wir für Sie koloriert haben. Im Hintergrund eindeutig Kirchdorf mit der Kirche vor 1905. Die Wasserfläche im Vordergrund mit den Segelbooten - mehr als rätselhaft. Man könnte an den Weiher südlich von Schloss Kirchdorf denken, aber der hatte nicht diese Dimensionen. Eine weitere Erklärung wären Hochwasser im Abenstal, welche heutzutage zwar selten sind, aber noch in den 60er-Jahren enorme Ausmaße hatten. Dass Jugendliche mal in Sautrögen paddelten, ja, aber Segelboote ...
1965: Das gesamte Abenstal ist überschwemmt.
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Die Besiedlung des Abenstales
Auf alle Fälle war das Abenstal in unserem Bereich sehr feucht und reich an Quellen, was man auf alten Karten erkennt. Dies hatte von jeher Einfluss auf die Besiedlung entlang der Abens.
Auf dem Kartenausschnitt von 1813 sieht man deutlich, dass die Häuser und Höfe von Enzelhausen auf beiden Uferseiten in respektvollem Abstand zur Abens (blaugrau eingezeichnet) platziert sind. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Schön zu sehen auch die Ausweitung des Bachlaufes zur Furt an der schon damals bestehenden Fernstraße von München nach Regensburg.
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Für den Bereich Kirchdorf und Rudelzhausen gilt mit wenigen Ausnahmen das Gleiche. Zu beachten ist, dass der Verlauf der Abens damals anders war, weiter östlich, wo heute noch der Mühlbach fließt. Entlang von Kirchdorf verläuft ein kleines Gewässer, das in den Wiesen südlich der Schlossgräben entspringt. Etwa in der Mitte der Abbildung steht ein Gebäude direkt an einer Biegung der Abens. Es handelt sich um den Standort der Gietlmühle von Rudelzhausen, die bis 1971 betrieben wurde. Bei Hochwasser war sicher jeweils die gesamte Talaue überschwemmt.
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Zeugnisse der Geschichte
Der älteste Fund aus der Vorgeschichte unserer Heimat ist eine Pfeilspitze, die am Kugelberg auf einem Feld entdeckt wurde. Aus Silex gefertigt weist sie in die Jungsteinzeit.
Etwas spätere Zeugnisse einer Besiedlung unserer Gegend sind Grabhügel im Wald bei Oberhinzing und Gibitz, die wahrscheinlich auf die mittlere Bronzezeit um 1400 v. Chr. zurückgehen.
Erst 1999 wurde an der Kreisstraße oberhalb Niederhinzing bei Bauarbeiten eine Urne freigelegt. Laut dem Jahrbuch des Archeologischen Vereins Freising stammt die Urne aus der späten Bronzezeit 1200 bis 850 v. Chr. Die Urne enthielt neben Leichenbrandresten auch Scherben von Geschirr. Der Fund lässt eine damalige Ansiedlung in der Nähe vermuten.
Foto: Jahrbuch 2000 des Archäologischen Vereins Freising
Aus der Römerzeit gibt es kaum Hinweise. Der Chronist Josef Hauser vermutet aber, dass es schon vor der bajuwarischen Besiedlung keltoromanische Gehöfte in unserer Gegend gab, aus denen sich spätere Siedlungsstrukturen entwickelten. Aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts stammt die erste Erwähnung des Ortes "Hrodolfeshusir", aus dem sich der Name Rudelzhausen ableitete. Die nachfolgenden Jahrhunderte über finden sich immer wieder einzelne urkundliche Erwähnungen des Ortes. Die Bezeichnung Rudelzhausen hat sich vor allem im Zusammenhang mit der Pfarreibildung gefestigt. Als Bezeichnung einer staatlichen Verwaltungseinheit erscheint der Ort erst 1978, als die Gemeinden Enzelhausen, Tegernbach und Grafendorf zusammengelegt wurden.
Der Name Enzelhausen taucht erstmals 759 in der Bezeichnung "Enilhusir" auf. Ab dem 11. Jahrhundert gibt es urkundliche Erwähnungen des Ortes.
Bis Mitte des 15. Jahrhunderts waren die ländlichen Bereiche in größere Gerichts- und Verwaltungsbezirke gegliedert. Erst danach gab es die Einteilung in sogenannte Haupt- und Obmannschaften.
1465 ist Enzelhausen als eine dieser Obmannschaften nachweisbar. Mit der 1808 beginnenden bayerischen Landesvermessung erfolgte eine feinere Einteilung in Gemeinden, die zugleich Steuerdistrikte waren. 1822 gab es offiziell eine Gemeinde Enzelhausen. Die Bezeichnung blieb bis 1978.
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Die Begradigung der Abens
Es liegt nahe, dass die Bauern entlang der Abens immer wieder sehr unter den Überflutungen zu leiden hatten. Eine sinnvolle wirtschaftliche Nutzung der Abenswiesen war kaum möglich. Außerdem ist überliefert, dass durch die Hochwasserfluten auch Viehseuchen übertragen wurden. Deswegen wurde mitte der 20er-Jahre unter großen Anstrengungen der Verlauf der Abens begradigt.
Oben der Abensverlauf vor der Begradigung, unten danach. Die Kartenansicht wurde wegen der besseren Darstellungsmöglichkeit gedreht.
In Höhe Pittersdorf erkennt man die Abzweigung des Mühlbaches für den Betrieb der Mühle in Rudelzhausen. In Richtung Puttenhausen wurde die Begradigung natürlich weitergeführt.
Die Brücke zwischen Iglsdorf und Pittersdorf stammt noch aus der Zeit der Begradigungsmaßnahmen. Auf dem Brückenpfeiler rechts steht die Jahreszahl 1925.
Version: Nov 2020
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