Rudelzhausen.info - Hofmark Tegernbach
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Ein Schloss in Tegernbach!
Die Geschichtsdaten dazu sind relativ gut erhalten, so kann der Standort an der Nandlstädter Straße ortsauswärts rechts gleich nach der heutigen Brücke zweifelsfrei bestimmt werden. Es war ein Hofmarkschloss und diente den jeweiligen Grundherren als Wohnsitz, nicht unbedingt durchgehend, aber zumindest zeitweise.
 
Dazu existiert ein Kupferstich von Michael Wening aus dem 18. Jahrhundert von einem herrschaftlichen Gebäude, wie ein richtiges Schloss von Wasser umgeben und mit einem kleinen gestalteten Garten.
 
 
Die Abbildung ist im Original schwarz-weiß und wurde vom Verfasser der Seite koloriert.
 
Michael Wening (1645 - 1718) war Hofkupferstecher bei Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern und dessen Nachfolger Kurfürst Max Emanuel. Wenings Hauptwerk Historico-Topographica Descriptio zeigt 846 Ansichten Bayerns. Seine Stiche sind nicht immer realistische Darstellungen. (Quelle: Wikipedia)
 
Zur Vorgeschichte des auf dem Weningstich dargestellten Schlosses macht die Chronik von Pfarrer Josef Hauser glaubhafte Angaben.
Seit 1566 waren die Auer Herren von Turn, auch Thurn geschrieben, im Besitz der Hofmark Tegernbach. Über mehrere Generationen verfügte die Familie über das Hoheitsrecht. Ob sie auch in Tegernbach residierten, ist ungewiss, aber wegen der Nähe von Au eher unwahrscheinlich. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zogen 1632 nach der erfolglosen Belagerung von Ingolstadt die Schweden durch die Hallertau Richtung Moosburg und Landshut. Dabei wurden sämtliche Ortschaften auf ihrem Weg geplündert, gebrandschatzt und viele Bewohner getötet. Wenn es zu diesem Zeitpunkt bereits einen herrschaftlichen Sitz in Tegernbach gegeben hat, ist er mit Sicherheit zerstört worden.
Johann Albrecht Freiherr von Alt- und Neufrauenhofen der Bauherr des Schlosses
Zur Zeit dieser Kriegswirren war Alexander von Turn Herr von Tegernbach. Er war der letzte männliche Turner in „Baiern“. Seine Tochter Mariana, die Erbin, heiratete 1644 Johann Albrecht Freiherr von Alt- und Neufrauenhofen. So kam Au mit Tegernbach unter die Herrschaft der Herrn von Frauenhofen. Johann Albrecht gilt als der Erbauer des neuen Schlosses. Er starb 1669. Seine Gattin überlebte ihn um 18 Jahre und gilt als Initiatorin des Baues der heutigen Kirche Maria Brünnl. Ihr Sohn Franz Felix Ferdinand setzte dann die Pläne ab 1687 in die Tat um.
 
Häufige Besitzerwechsel waren normal
Felix Ferdinand von Frauenhofen hatte keine männlichen Nachkommen. Seine Erbin, die 16-jährige Tochter Mauritia Francisca ehelichte 1708 den Grafen Philipp Joseph von Törring-Seefeld, und damit kamen Au und Tegernbach wieder an eine andere Herrschaft.
 
Auf dem Stich von Michael Wening auf der Titelseite ist ein Wappen zu sehen. Es ist eine Kombination aus dem Wappen der Frauenhofer (rechte Hälfte) und dem der Grafen von Törring (linke Hälfte).
Dieses Paar übte aber nur wenige Jahre die Herrschaft aus. Bereits 1730 verkauften sie die Hofmark Tegernbach an Johann Cajetan von Wager aus Vilsheim. Dieser residierte auch öfters in dem schönen Schloss von Tegernbach, ein Kind von ihm ist im Ort beerdigt.
 
Und schon nach sieben Jahren erfolgte erneut ein Besitzerwechsel und zwar durch einen Verkauf an Franz Freiherr von Etzdorf. Dieser hatte etliche andere Besitztümer inne und wohnte als Regierungsrat beständig in Landshut, also nicht in Tegernbach. Unter ihm ist das Schloss „niedergelegt“ worden. In Michael Wenings Beschreibung hieß es damals „Das Schlössl ist von schlechtem Gebäu“.
Zum Begriff Hofmark
Eine Hofmark ist die Gesamtheit aller zu einem Edelsitz gehörenden Gründe und Güter, die gegen eine Abgabe zur Nutzung vergeben sind. Hofmarken konnten sowohl im Besitz kirchlicher als auch adliger Herren sein.
Ihre Bedeutung lag darin, dass hier unabhängig vom Landesherrn Recht gesprochen und Fronarbeiten eingefordert werden konnten. Diese niedere Gerichtsbarkeit befasste sich in der Regel mit geringeren Delikten des Alltags, die mit Geldbußen oder leichteren Leibstrafen sühnbar waren (z.B. Beleidigung und Schlägerei). Dazu gehörten der Pranger sowie das Tragen des Lästersteins.
Die Zahl der Hofmarken in Altbayern wird für Ende des 16. Jahrhunderts auf knapp 900 geschätzt und steigerte sich noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Ende des 17. Jahrhunderts war etwa die Hälfte aller bayerischen Untertanen einem Hofmarksgericht unterstellt.
Das Ende der Schlossanlage um 1740
Pfarrer Hauser schreibt in seiner Chronik, dass das schöne, von Wasser umgebene Schloss um 1740 abgebrochen und ein „Ökonomiehof“ daraus gemacht wurde, welchen ein herrschaftlicher Baumeister bewirtschaftete. Weshalb ihm der Name „Baumeisterhof“ bis heute geblieben ist. Zwischen Errichtung und Abbruch des Schlosses lagen also weniger als 100 Jahre.
 
 
Darstellung auf historischen Karten
 
Das quadratische Schlossareal machte etwa 100 × 100 Meter aus. Auf einer Karte von 1813 noch komplett sichtbar ist der Wasserring (blau eingefärbt) mit einem Anwesen auf der Insel. Die Entfernung zur Pfarrkirche (rot eingefärbt) beträgt ungefähr 180 m.
 
Zum Zeitpunkt der Herausgabe der Hauserchronik 1888 waren die Wassergräben bereits verfüllt, die Geländespuren aber noch erkennbar.
 
Bei Ausgrabungen im Jahr 2020 durch die Kreisarchäologie Freising im Rahmen einer bauvorgreifenden Untersuchung wurden neben Resten eines Gewölbekellers unter den Mauern des ehemaligen Bauernhauses auch Fundamentzüge des Hofmarkschlosses aufgedeckt. Dazu passten auch die spätmittelalterlichen bis frühneuzeitlichen Funde, vor allem Scherben von Gefäßen und Metallfragmente.
 
 
Hier stand das Schloss
 
An der Nandlstädter Straße auswärts rechts gleich nach der Brücke auf dem Areal des Baumeisterhofes befand sich das ehemalige Schloss Tegernbach.
 
Version: Aug 2025
 
 
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